«Bärgüf 2021 wird anders – emotionaler»

Patrick Gruber lancierte 2016 zusammen mit Kollegen aus dem Lions Club das Benefiz-Velorennen «Bärgüf». Der Spenden-Event von Stalden über Törbel auf die Moosalp setzt sich für Menschen mit Krebs ein und ist fester Bestandteil in der Oberwalliser Agenda. Corona erlaubt es nicht, Grossveranstaltungen durchzuführen. Ganz nach dem Motto #gibnitüf findet «Bärgüf» 2021 dennoch statt – und zwar emotionaler und länger als je zuvor. Wir erzählen die Bärgüf-Geschichte von Beginn an.

Patrick Gruber ist Pilot, das Fliegen sein täglich Brot. Und dennoch ist er ein spezieller Pilot, seine Flugzeuge aussergewöhnlich… Gruber ist Pilot des Bundesratsjets. Wenn er abhebt, fliegt er Mitglieder der Landesregierung oder hohe Beamte um die Welt.

Schon vor seiner Zeit als Pilot des Bundesratsjets war die Luft sein Element. Gruber flog viele Jahre Kampfjets der Schweizer Luftwaffe. Wer mit Überschall in einem Flieger des Typs F/A 18 sitzt, ist es gewohnt, Grenzen zu durchbrechen und ans Limit zu gehen. Emotional am Limit war Gruber aber nicht in der Luft, sondern auf der französischen Alpe d’Huez.

 

«Ds lütter Wasser gibrillut.»

Es sollte eine sportliche Herausforderung werden, als Patrick Gruber vor Jahren zusammen mit Kollegen vom Lions Club an einem Benefiz-Velorennen auf der französischen Alpe d’Huez teilnahm. «Wir hatten einen strikten Trainingsplan, gesunde Ernährung, Carbon-Velos und ein Supporter-Team vor Ort», erinnert sich Gruber. Doch was sie auf der Alpe d’Huez erlebten, war Grösser als Sport.  Die Teilnehmenden des Velorennens pedalten für einen guten Zweck – jeder nach seinem eigenen Tempo. Zum Teil mit kiloschweren Dreirädern, statt mit federleichten Carbon-Bikes.

«Schnell haben wir gemerkt, dass das Sportliche Nebensache ist», erinnert sich Gruber. Was er mit seinen Kollegen erlebt hat, hat sie alle geprägt. Teilweise wurden krebskranke Menschen 1500 Kilometer weit mit Ambulanzen an die Strecke gefahren, damit sie diese Emotionen miterleben durften. Bilder von Krebskranken motivieren die Teilnehmenden, noch mehr zu geben. Teilweise stoppten die Teilnehmenden auf der Strecke, um wildfremden Menschen ihr Schicksal zu klagen. «Diese Emotionen entlang der Strecke, haben bei uns allen Grenzen versetzt», beschreibt Gruber diese Erfahrung. «Ich ha ds lütter Wasser gibrillut!»

Von diesen Emotionen geprägt, kehrte Patrick Gruber zusammen mit seinen Kollegen mit einem festen Ziel zurück ins Wallis: «Einen solchen Event brauchen wir bei uns auch!» Das war die Geburtsstunde von «Bärgüf».

 

«Bärgüf» hilft, wo Lücken sind

Die Emotionen, die Gruber auf der Alpe d’Huez gespürt hat, leben auch bei «Bärgüf». «Es geht nicht darum, der Schnellste zu sein. Es geht darum, es zu tun!» Mit diesen Worten beschreibt Gruber, wie bei «Bärgüf» alle gemeinsam ein Ziel haben und sich gegenseitig helfen, dieses Ziel zu erreichen: Krebskranken Menschen in irgendeiner Form unterstützen. «Die Solidarität, die wir aus den Spenden-Events der letzten Jahre ziehen, ist schlicht ergreifend», so Gruber. Dementsprechend kann der Verein Bärgüf auch dort helfen, wo sonst niemand helfen kann. Bärgüf hilft einerseits Organisationen, die sich für Krebskranke einsetzen. Andererseits hilft Bärgüf auch Menschen mit Einzelschicksalen, wie zum Beispiel Sandro, dem eigens eine Beinprothese entwickelt und finanziert wurde. Keine derart Unterstützungen wäre möglich gewesen, wenn nicht die Teilnehmenden die Strecke Stalden – Törbel – Moosalp auf sich genommen hätten.

 

So wird «Bärgüf» 2021

Grosse Veranstaltungen sind zu Corona-Zeiten undenkbar. «Bärgüf» wird in diesem Jahr dennoch stattfinden – einfach anders als die vorherigen Events, welche zuletzt mit fast 1’000 Teilnehmenden durchgeführt wurden. In der Zeit vom 4. Juni bis 28. August 2021 können die Teilnehmenden, alleine oder in kleinen Gruppen, den imposanten Aufstieg von Stalden über Törbel auf die Moosalp selber planen. Zu Fuss oder mit dem Velo. Die Teilnehmenden kaufen für ein Spendengeld von CHF 50.00 einen Bärgüf-Talisman und nehmen diesen als sichtbares Symbol mit auf die Tour. In jedem einzelnen Talisman befindet sich ein «Glücksbringer», welcher auf der Moosalp im Bärgüf-Holzrahmen aufgehängt wird und nach dem Event durch das Spitalzentrum Oberwallis an Betroffene verteilt wird. «Das typische Bärgüf-Gänsehautgefühl wird es somit auch 2021 geben», ist sich Patrick Gruber sicher.

Unterwegs befüllen alle, die sich auf den Weg machen, ihren Talisman mit ganz viel Liebe und Emotionen sowie persönlichen Gedanken an geliebte Angehörige oder Freunde, die gegen den Krebs kämpfen oder diesen Kampf vielleicht schon verloren haben. Was unterwegs passiert, halten die Teilnehmenden in Geschichten, Tonaufzeichnungen, Videos und Fotos fest. Entlang der Strecke werden diese Gedanken der Teilnehmenden analog oder digital an speziellen Orten der Emotionen gesammelt. «Wir sind überzeugt, dass auf diese Weise in den drei Monaten ein riesiges Bärgüf-Gesamterlebnis entsteht, das die Community stärken und zu Höchstleistungen motivieren wird.»

Jeweils an Samstagen im Veranstaltungszeitraum werden ergänzend dazu Bärgüf-Laternen von freiwilligen Helfern angezündet. Ein Ort der Hoffnung an der gesamten Strecke – getreu dem Event-Motto #gibnitüf!

Bärgüf-Botschafter auf der Moosalp

Die Organisatoren des Spenden-Events planen an auserwählten Tagen Fahrten von prominenten Botschaftern hoch auf die Moosalp. Diese Botschafter-Fahrten werden zu einem späteren Zeitpunkt auf der Webseite von Bärgüf kommuniziert.

Ab Mitte Mai wird es möglich sein, sich für «Bärgüf» anzumelden. Ebenfalls ab Mitte Mai werden Bezugsquellen des Bärgüf-Talismans kommuniziert.

#gibnitüf

1 Kommentar

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Eric Seifferthantworten
19. April 2021 um 15:14

Das ist ein sehr gutes Konzept in der Aktuellen Situation.

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