„Pistenfahrer – mein Bubentraum.“

Schon als kleiner Junge träumte Beat Gattlen davon, eines Tages Pistenfahrer zu werden. Sein Traum ging in Erfüllung. Seit nunmehr 30 Wintern präpariert der gebürtige Bürchner mit viel Gefühl für die Maschine die Pisten der Moosalpregion.

von Bruno Kalbermatten

16.37 Uhr. Ein letzter Skifahrer im schwarz-orangen Dress zieht seine Kurven auf der Piste. Es ist die Fahrt des Pistenkontrolleurs. «Moosa32, die Piste ist frei…», rauscht es aus dem Funkgerät von Beat. Für ihn das Zeichen, dass er den Motor seines Pistenfahrzeugs starten kann. Knapp 400 Pferdestärken beginnen zu vibrieren. 30 Pistenkilometer wollen während dieser kalten Winternacht präpariert werden.

 

Fasziniert von der Kraft

Die Leidenschaft zum Pistenfahren spürte «Batsch», wie er liebevoll von seinen Kollegen genannt wird, schon als kleiner Bub. «Zu sehen, wie die schweren Maschinen am Abend nach Pistenschluss den Berg hoch auf die Moosalp fahren, hat mich seit je her fasziniert», erinnert er sich. Es ist die Kraft der Maschinen, die es Beat angetan haben. Während den Sommermonaten arbeitet Batsch auf dem Bau. Auch dort ist er von kraftvollen Maschinen umgeben. Zum Glück wurde Beat vor über 30 Jahren von einem Arbeitskollegen auf eine Fahrt mit dem Pistenfahrzeug hoch auf die Moosalp eingeladen. Denn Beat erinnert sich: «Da ist es um mich geschehen!»

Diese Nacht ist Beat für den steilen Danihang verantwortlich. Die Winde zieht das tonnenschwere Pistenfahrzeug mit Leichtigkeit hoch. Doch die Schwerkraft drückt Batsch in seinen komfortablen Sessel. Das sei nicht immer so bequem gewesen, erinnert sich Gattlen. Die Pistenfahrzeuge haben sich in den letzten 30 Jahren gewaltig entwickelt. «Mein erster Ratrack hatte hinten nur eine starre Fräse und vorne nicht mal ein Schild zum Pflügen. War der Hang für den Ratrack zu steil, durfte man mit der Maschine immer nur runterfahren und auf einem Ziehstück daneben wieder hochfahren.» Heute sichert die Winde das Pistenfahrzeug derart, dass Batsch ohne Umwege direkt hoch und runterfahren kann.

Der Moment, wo Beat mit dem Fahrzeug zuoberst des Danihangs über die Kante fährt, ist Nacht für Nacht sein persönlicher Höhepunkt. «Schau dir dieses Panorama an. Traumhaft», schwärmt der Routinier. Der Blick über das Rhonetal oder auf die Mischabel-Gruppe öffnet sich. «Diese Augenblicke bei Sonnenauf- oder Sonnenuntergang sind mein Privileg.»

 

Mein Fokus: Die Piste

Aus den Lautsprechern tönt Radio Rottu. Wunschkonzert. Batsch hört nicht, dass er gerade von einem Gast aus der Moosalpregion gegrüsst wurde. «En Grüess geit ani Pischtufahrer va der Moosalp, iär mächet das super», zitiert die Moderatorin den Gruss. Gattlen reagiert nicht. Denn er hört den Gruss aus dem Radio nicht. «Während der Pistenpräparation bin ich voll konzentriert auf meine Arbeit.» Wer in seiner Kabine mitfahren darf, spürt, wie Beat mit Leib und Seele und mit einer gewissen Portion Ehrgeiz Pistenfahrer ist. «Ich bin lieber eine Stunde länger unterwegs, damit die Wintersportler bestens präparierte Pisten vorfinden.» Angesprochen auf den Gruss im Wunschkonzert sagt Batsch, dass ihm jedes Lob «Watz» gibt und seine gute Arbeit auf der Piste bestätige. «Jedes Lob tut gut.» Doch wichtiger sei ihm, dass der Skifahrer in der Moosalpregion ein perfektes Wintervergnügen erleben kann.»

Für Beat Gattlen beginnt eine gute Pistenpräparation bereits im Sommer: «Pistenfahrer ist man nicht nur im Winter. Ich laufe jeden Sommer die Pisten der Moosalpregion ab.» Beat will wissen, wie die Beschaffenheit des Untergrunds ist. Wo hat es Steine, Sträucher, Felsblöcke? «Ich kenn jeden Quadratmeter auf der Piste». Wenn im Winter genügend Schnee liegt, so ist es keine Kunst, eine gute Piste zu präparieren. Aber bei Schneemangel hilft es dem Bürchner enorm, dass er die Strecke kennt wie seine Westentasche. Und auch bei schlechter Sicht, bei Nebel oder bei starkem Schneefall verliert Beat nie die Orientierung.

 

Im Telli pocht das Herz

Diese Erfahrung kommt Batsch auch diese Nacht zu Gute. Nachdem er den steilen Danihang wie einen weichen Teppich präpariert hat, fährt er mit seinem Pistenfahrzeug in Richtung Törbel-Telli. 80 Meter hinter ihm folgt sein Kollege mit einer zweiten Maschine. Eine Lawinensprengung hat die Traverse meterhoch verschüttet. Es gilt nun, die Piste frei zu räumen. «Hier schalten wir zur Sicherheit unser Barryvox ein», so Gattlen. «Nach einer Lawinensprengung pocht mein Herz auf dieser Strecke ein paar Takte schneller», gesteht Batsch. Warum? «Nach der Sprengung weiss man nie mit Sicherheit, ob nicht noch Schnee nachrutschen kann.» In dieser Nacht bleibt der Schnee stabil. Aber aus Sicherheitsgründen wird dieser Abschnitt nach einer Lawinensprengung immer zu zweit befahren.

Und weiter geht’s! Die Wetterprognose stimmt. Dennoch brauchen die beiden Pistenfahrer mehrere Stunden bis die 30 Pistenkilometer der Moosalpregion präpariert sind. Bei hohem Niederschlag oder weicher Piste benötigt man länger für die Präparation. Es ist auf jeden Fall besser, wenn am Abend gepistet wird. Denn damit die Piste auch für den gesamten nächsten Tag gerüstet ist, braucht es mindestens 8 Stunden Zeit zum Aushärten. Umso kürzer die Aushärtezeit, desto weicher sind die Pisten am nächsten Tag und umso schneller bilden sich Hügel. Nur bei Schneefall bleiben die Pistenfahrzeuge am Vorabend in der Garage. In diesem Fall klingelt der Wecker von Beat mitten in der Nacht. Aufstehen ist für den langjährigen Pistenfahrer kein Problem: «Die Leidenschaft hochwertige Pisten zu präparieren, treibt mich ohne Mühe aus den Federn.»

Heute wird es Mitternacht, bis Beat seine Maschine in der Garage parkt. «So, das war’s», sagt der zufriedene Pistenfahrer. Nicht nur er ist «happy»… Denn auch die Wintersportler dürfen sich auf top-präparierte Pisten in der Moosalpregion freuen. «Made by Batsch»!

Fakten über Pistenfahrzeuge der Moosalpregion

Ein Pistenfahrzeug hat rund 400 PS unter der Haube, bei einem Eigengewicht von zirka 10 Tonnen.

Getankt wird die Maschine mit Diesel, in einer Stunde werden rund 25 Liter Diesel pro Pistenfahrzeug benötigt.

Täglich sind zwei grössere und ein kleineres Pistenfahrzeug im Skigebiet der Moosalpregion im Einsatz, um die 30 Pistenkilometer für den nächsten Tag zu präparieren.

Die Seilwinde der Pistenraupe zieht bis zu 4 Tonnen, in ihr befinden sich 1000 Meter Seil die zur Steighilfe, sowie zur Abrutschsicherung dienen.

Die Geschwindigkeit bei der Pistenpräparierung liegt bei zirka 15 Km/h je nach Steilheit des Geländes.

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