«Wir spüren eine grosse Loyalität zur Moosalpregion»

Eine aussergewöhnliche Wintersaison geht zu Ende. Am vergangenen Wochenende wurde der Skibetrieb in der Moosalpregion plangemäss eingestellt. Doch die Auswirkungen von Corona hinterlassen auch in der Moosalpregion ihre Spuren. Wir haben uns auf dem «Ober Arb» zum Gipfelgespräch mit Selina Döringer, Geschäftsführerin der Moosalp Bergbahnen AG, verabredet.

Interview: Bruno Kalbermatten

Was für Gedanken gehen dir durch den Kopf, wenn du an diese aussergewöhnliche Wintersaison denkst?

Der Saisonabschluss ist für mich immer mit Wehmut verbunden. Denn der Winter geht mir viel zu schnell vorbei. Dass wir in der Moosalpregion aktuell beste Pistenverhältnisse bei schönstem Sonnenschein haben, macht den Saisonabschluss nicht einfacher. Andererseits war der Winter durch die weltweite Pandemie eine grosse Herausforderung. Die Hoffnung ist gross, dass wir nächstes Jahr in gewohnter Freiheit den Winter geniessen dürfen.

Mit welchen Herausforderungen hat die Moosalpregion wegen der Pandemie zu kämpfen?

Mit der ständigen Unsicherheit die Wintersaison zu meistern, war nicht einfach. Bis kurz vor Saisonbeginn war unklar, ob wir den Skibetrieb überhaupt aufnehmen dürfen. Dann wurde über die Feststage diskutiert, ob es einen erneuten Lockdown geben soll. Ausserdem war von einem Unterbruch im Januar die Rede. Und zu Letzt wieder die Unsicherheit, ob im Februar der Skibetrieb erlaubt wird oder nicht. Diese Unsicherheit, wie und ob man die Saison zu Ende bringen kann, war für uns als Bergbahnbetreiber aber auch als Wintersportler herausfordernd. Die Mitarbeitenden mussten dabei stets sehr flexibel reagieren und einen grossen Mehraufwand betreiben, damit unsere Gäste während des ganzen Winters das Winterwunderland der Moosalpregion sicher geniessen konnten.

 

Welche Auswirkungen hat dieser schwierige Winter auf die Moosalpregion?

In den kommenden Tagen werden wir Bilanz ziehen. Schon heute steht fest, dass die Bergbahnen hohe Einbussen gemacht haben. Trotzdem stehen grosse aber zwingend notwendige Investitionen an: Die Revision der Sesselbahn wird weitergeführt oder neue Pistenfahrzeuge müssen angeschafft werden. Zudem müssen bei mehreren Skiliften die kostenintensiven Aufhängungen der Bügel erneuert werden und es stehen hohe Investitionen bei den Drehkreuzen an. All diese Investitionen sind für den weiteren Betrieb der Moosalp Bergbahnen unerlässlich, für den Gast aber fast unsichtbar. Nach dieser schwierigen Saison werden diese Investitionen finanziell nicht einfach umzusetzen sein. Gespräche mit Partnern und Lieferanten müssen geführt werden und wir hoffen auf Unterstützung von unserem Umfeld. Jetzt in Schockstarre zu verfallen, wäre falsch. Wir schauen vorwärts und arbeiten in die Zukunft.

 

Trotz diesem Gegenwind trumpfte die Moosalpregion mit Neuheiten auf?

In der Tat konnten wir in dieser Wintersaison zwei neue Angebote lancieren. Obwohl der neue Brack.ch-Skimovie erst im Laufe der Saison eröffnet wurde, zählen wir rund 10’000 Fahrten auf dieser Strecke. Das ist ein voller Erfolg. Zudem wurde der Freeridecross Moosalpregion lanciert. Dieser Parcours wurde von den Skifahrern rege genutzt und geschätzt. Das positive Feedback von Gästen und Einheimischen zeigt uns, wie gut diese Neuheiten das Angebot ergänzen und die Moosalpregion für Wintersportler noch attraktiver machen.

 

Nach dem Winter kommt der Sommer. Auf was darf man sich in der Moosalpregion freuen?

Wir leben in einer einmaligen Naturkulisse. In dieser Schönheit dürfen wir uns bewegen und uns entschleunigen. Ausserdem freuen wir uns auf Veranstaltungen in der Moosalpregion. Hinter den Kulissen wird schon intensiv für den Spende-Event «Bärgüf» geplant. Wegen Corona wird «Bärgüf» in diesem Jahr anders, aber nicht weniger emotional sein. Und im Sommer 2022 wird auf der Moosalp die Tour-de-Suisse-Ankunft sein. Dafür planen wir schon für diesen Sommer gewisse Aktivitäten. Weiter arbeiten wir zurzeit an verschiedenen neuen Sommer-Anlässen. Wenn in diesem Sommer Veranstaltungen einigermassen möglich sein sollten, haben wir ein sehr spannendes, noch nie dagewesenes Programm vor uns.

Welche Momente haben für dich in dieser schwierigen Zeit Mut und Zuversicht verbreitet?

Besonders beim Vorverkauf haben die Moosalp Bergbahnen AG eine grosse Loyalität von Gästen wie auch Einheimischen und Zweitwohnungsbesitzern gespürt. Die Situation war ungewiss. Doch mit dem Kauf von Skiabos wurde uns gezeigt, dass Gäste wie Einheimische hinter der Moosalpregion stehen und das Gebiet unterstützen. Das hat gutgetan und Zuversicht gegeben.

Aber auch von den Mitarbeitenden habe ich den ganzen Winter viel Mut und Zuversicht verspürt. Die Unsicherheit hat auch an ihnen genagt. Doch mit viel Einsatz und Tatendrang haben sie ein grosses Engagement für die Moosalpregion gezeigt. Dafür danken wir dem ganzen Team von Herzen. Ebenfalls möchte ich diesen Moment nutzen um mich bei allen Gästen, Einheimischen und Zweitwohnungsbesitzern für die Treue zu bedanken.

Milestone für die Moosalpregion

Im September 2018 hat Selina Döringer zusammen mit Fabrizio Gull die Geschäftsleitung für die Moosalp Tourismus AG und die Moosalp Bergbahnen AG übernommen. Seither ist die Moosalpregion in Bewegung. Das Duo Döringer/Gull hat einerseits kurzfristige, direkte Umsetzungen gemacht und gleichzeitig eine langfristige strategische Ausrichtung der Tourimusregion geschaffen. Durch die ganzheitliche Neuausrichtung der Moosalpregion haben Döringer und Gull die touristische Entwicklung der gesamten Region von Bürchen und Törbel nachhaltig geprägt.

Für die Neuausrichtung der Moosalpregion wurden die Jungtouristikner mit dem renommierten Tourismuspreis MILESTONE 2020 in der Kategorie Nachwuchs ausgezeichnet. Die Krise stellt nun die Tourismusregion vor Herausforderungen. Nicht zuletzt durch den Rückhalt und die Unterstützung der Einheimischen, Gäste und Zweitwohnungsbesitzer lohnt es sich aber, im Tourismus zu kämpfen und nie aufzugeben.

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