Eine Moosalp-Erfolgsgeschichte auf zwei Rädern

Wenn Simon Ruff in die Pedale tritt, so leistet er schier unmenschliches. Als Ultraradfahrer nimmt der Törbjer an Rennen teil, an denen er 1000 Kilometer und mehrere Alpenpässe meistert. Ohne Unterbruch! Heimatstrecke des mehrfachen Ultracycling Weltmeisters bleibt aber die Fahrt über die Moosalp.

von Bruno Kalbermatten

Bei Simon Ruff klingelt an diesem Sommertag der Wecker noch vor 06.00 Uhr. Die Familie schläft. Nicht aber der Ultraradfahrer. «Ich will von der kühlen Morgenluft profitieren und mich für ein paar Kilometer aufs Rennvelo setzen.» Ein kurzer Blick ins Kinderzimmer. Eine Scheibe Brot. Die Velokleider. Dann geht’s los. Begleitet von den ersten Sonnenstrahlen des Tages nimmt Ruff von Visp aus eine seiner Trainingsstrecken in Angriff: «Ich fahr auf die Moosalp.»

Spinnerei oder unendliche Motivation?

Simon lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Visp. Während andere Zuhause allmählich aufwachen, sitzt Ruff schon auf dem Fahrrad in Richtung Stalden. Von wo kommt diese Leidenschaft für den Velosport? Ruff erinnert sich: «Die Tochter von Ausdauer-Radfahrer Beny Furrer war einst meine Freundin», sagt Simon. «Velofahren war in der Familie Furrer omnipräsent.» Der entscheidende Moment kam allerdings durch ein besonderes Erlebnis. Mit bloss einem Arm schaffte Beny Furrer 2003 das Königsrennen der Ultracycler, das Race Across America. «Die Bewunderung über diese Leistung motivierte mich, selbst auf den Sattel zu steigen.» Die Liebe zu seiner damaligen Freundin verwehte, die Leidenschaft zum Velofahren blieb. Und wie!

Simon Ruff gehört heute zu den besten der Schweizer Ultrarad-Szene. Wenn er in die Pedale tritt, dann gerne über lange Strecken und so schnell wie möglich. Der Titel des mehrfachen Weltmeisters und des Schweizer Meisters zählen zu seinen grössten Erfolgen. Während seiner Karriere setzt sich der 38-jährige Törbjer aber immer mehr neue sportliche Ziele. «Verrückt, was ich die letzten Jahre mit dem Velo alles für Rennen gemacht habe. Da muss man schon ein bisschen ein Spinner sein», sagt Simon und biegt von Stalden ab auf die Strasse hoch nach Törbel in Richtung Moosalp.

Die offene Rechnung mit der Tortour

Die Strecke von Stalden hoch auf die Moosalp hat es in sich. Radfahrer vergleichen die kurvenreiche Strasse gerne mit der legendären Alpe d’Huez. «Von Stalden hinauf ist es recht streng. Die Strecke ist ziemlich steil, aber sehr abwechslungsreich.» So schildert der Routinier seine Heimatstrecke. Vor den grossen Langstreckenrennen braucht Ruff die Moosalp als Gradmesser seiner Fitness. «Wenn ich locker hoch auf die Moosalp fahre, weiss ich, dass ich für das Rennen fit bin.»

Auf der Strecke hoch auf die Moosalp hat sich Simon Ruff schon für viele grosse sportliche Herausforderungen vorbereitet.

  • Ultracycling Weltmeister 2011 & 2018
  • Ultracycling Schweizer Meister 2018
  • Neuer Rekord quer durch die Schweiz
  • 1. Rang Raca Around Slovenia
  • 1. Rang Chasing Cancellara Bern – Andermatt

Doch mit einem besonderen Rennen ist Simon Ruff auf Kriegsfuss. Der Ausdauer-Radrennfahrer will die prestigeträchtige Tortour schon lange gewinnen, er tat es bislang aber jeweils knapp nicht.

Die Tortour ist das grösste mehrtägige Ultracycling-Event der Welt. «Das Rennen fordert uns Radsportlern alles ab». In zwei Nächten und zwei Tagen ist eine 1000 Kilometer lange Rennstrecke über mehrere Alpenpässe um die Schweiz zu meistern. Ohne Unterbruch. Alleine. Es sei schwer zu beschreiben, wie man eine solche Leistung überhaupt meistern kann, ringt Ruff nach den Worten. «Während solch einem Ausdauerrennen bin ich voll und ganz auf die Fahrt fokussiert.» Doch die Fahrt dauert lange.

Bei einem Ultrarennen wie der Tortour ist es entscheidend, dass die Kräfte richtig eingeteilt werden. Simon Ruff erinnert sich dabei an einen Fahrer, der ihn auf der ersten Streckenhälfte der Tortour geärgert hat. «Auf dem Oberalp hat er dann den Kofferraum des Begleitautos geöffnet und einen Teller Spaghetti gegessen. Da wusste ich: ‹Der sieht mich nicht mehr›». Mental sei es vorteilhafter, wenn man aufholt, als wenn man Plätze verliert. «Wer überholt, ist im Vorteil, wer überholt wird, ist am Boden.»

Und dennoch hat Ruff sein grosses Ziel noch nicht erreicht: Gewinner der Tortour zu werden. Zweimal wurde der Törbjer Zweiter, einmal Dritter. Schafft er den Exploit in der Ausgabe 2022?

Die Moosalp im Rampenlicht der Velofahrer

Ruff ist in der Zwischenzeit auf seiner Trainingsfahrt auf der Moosalp angekommen. Seine Augen strahlen Zufriedenheit aus. Nicht nur weil der Ausdauer-Radfahrer ohne grosse Anstrengung den Pass erreicht hat, sondern auch weil er sich auf das grosse Velojahr 2022 auf der Moosalp freut.

«Am 17. Juni 2022 findet die Etappenankunft der Tour de Suisse auf der Moosalp statt. Am Tag darauf starten die Fahrer von Visp zur nächsten Etappe.» Simon Ruff ist Teil des Organisationskomitees der Tour-de-Suisse 2022 im Oberwallis. Der Törbjer ist überzeugt, dass es im nächsten Jahr eine tolle Bergankunft geben wird. Die Fernsehbilder werden um die Welt gehen und die wunderschöne Moosalp-Strecke bei den Velofahrern bekannt machen. «Die Etappe auf die Moosalp wird sicher ein Highlight der nächsten Tour-de-Suisse.»

Renn-Feeling würden Velofahrer aber bereits heute auf der originalen Tour-de-Suisse-Strecke erleben, macht Ruff den Hinweis. «Mit dem Tour de Suisse Climb Visp – Moosalp können Fahrer ihre Zeit messen und sie dann mit den Profis der Tour de Suisse vergleichen.»

Tour de Suisse Climb Visp – Moosalp

Wolltest du dich schon immer mal mit den Radprofis der Tour de Suisse messen?
Dann mach mit beim Tour de Suisse Climb.

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