70 Jahre Pilzleidenschaft: Josef Zenhäusern erzählt

 

Seit fast 70 Jahren streift Josef Zenhäusern durch die Wälder rund um die Moosalp, immer auf der Suche nach Pilzen. Schon als kleiner Bub ging er mit seinen Eltern los und lernte dabei alles, was er bis heute weiss. Diese Leidenschaft ist geblieben, und sein Wissen über die Pilze in der Region ist so gross wie kaum bei jemand anderem.

Ein schwieriges Pilzjahr

Auf die Frage, wie es aktuell um die Pilze steht, schüttelt Josef den Kopf. «Dieses Jahr war wirklich kein gutes Pilzjahr», sagt er. Das wechselhafte Wetter mit Trockenheit, Kälte und Nässe liess nur wenige Pilze wachsen. Auch für die nächsten Wochen erwartet er keine Besserung, die Nächte werden schlicht zu kalt.

 

Die beste Zeit für die Suche

Grundsätzlich beginnt die Pilzsaison in der Moosalpregion im August und zieht sich bis in den Oktober. «Dann stimmt meistens das Zusammenspiel aus Regen und milden Nächten», erklärt Josef. Wichtig sei zudem, die Jagdzeiten im Blick zu haben. «Am Sonntag ist man am sichersten unterwegs, da wird nicht gejagt.»

 

Vielfalt in den Wäldern

Die Moosalpregion bietet eine grosse Pilzvielfalt. In den tieferen Lagen bei Bürchen wachsen weisse Champignons oder Boviste, in höheren Regionen findet man Eierschwämme, Seidenstreiflinge, Amethysten, Parasole oder auch Steinpilze. «Bei den Steinpilzen sind die Schnecken aber oft schneller als wir», meint Josef lachend.

Er selbst sammelt zwischen 15 und 20 verschiedene Arten, während die meisten Sammlerinnen und Sammler nur drei bis vier Arten kennen. Wichtig sei für ihn auch der Respekt vor der Natur. «Nur weil man einen Pilz nicht kennt, heisst das nicht, dass man ihn zertritt. Pilze sind Nahrung für die Tiere und wichtig fürs Gleichgewicht im Wald.»

 

Gefährliche Doppelgänger

Natürlich gibt es auch in der Moosalpregion giftige Arten. Besonders tückisch ist der Knollenblätterpilz, der leicht mit einem weissen Champignon verwechselt wird. Auch der bekannte Fliegenpilz darf auf keinen Fall in den Kochtopf, er kann zu gefährlichen Vergiftungserscheinungen führen.

 

Klima, Sammelregeln und Verantwortung

Josef hat in den letzten Jahrzehnten Veränderungen gespürt. «Vor 20, 30 Jahren gab es noch deutlich mehr Pilze. Das Klima hat sich verändert, die starken Wetterumschwünge machen es den Pilzen schwer. Und es sind natürlich auch viel mehr Sammler unterwegs als früher.»

Im Wallis gibt es, anders als in anderen Kantonen, keine Sammelbeschränkungen oder Schontage. «Das wurde zwar mal diskutiert, als Leute aus Norditalien mit Rechen ganze Flächen abgeräumt haben, aber eingeführt wurde es nie», erklärt er. Trotzdem gilt für ihn: «Nur so viel nehmen, wie man wirklich braucht.»

Besonders gern mag Josef Eierschwämme, Steinpilze und Reizker. Auch der Birkenpilz gehört zu seinen Favoriten. «Die passen wunderbar in ein gutes Walliser Gericht.»

 

Und der Geheimtipp

Auf die Frage nach den besten Sammelorten lacht Josef nur. «Jeder hat seine eigenen kleinen Plätze. Die verrät man nicht. Aber wer sich Zeit nimmt und die Wälder erkundet, findet früher oder später seine ganz persönlichen Geheimorte.»